Warum es mit der Energiewende bzw. dem Klimaschutz nichts werden wird:
Die ökonomischen und finanziellen Gründe:
Die Ölmultis kalkulieren mit starkem Anstieg der Öl- und Gasnachfrage bis 2040, und zwar von ca. 330 heute auf 390 Billiarden BTU (British Termal Unit). Bis 2025 alleine rechnen die Big5 mit einem Anstieg um 25% im Vergleich zu 2017. Die wachsende Weltbevölkerung bis 11 Mrd. in 2050 ist der Auslöser, um deren Wohlstand zu mehren. Alleine schon Exxon will bis 2025 ca 200 Mrd. Dollar dafür reinstecken als Investition. Dabei liegt der Fokus bei fossilen Brennstoffen.
Vor kurzem verkündeten Total vor der Küste Südafrikas und BP im Golf von Mexiko die Entdeckung neuer, riesiger Ölfelder, die es zu erschließen gilt mit bewährter Technik und die gut zugänglich sind.
Der Grund für neue Investionen ist simpel: Die veritablen Margen. Exxon will bis 2025 geschätzte 23 Mrd. USD verdienen.
Während es für Sparbücher oder Bundesleihen fast schon Negativzinsen gibt, lassen sich die Dividenden der Ölmultis aktuell sehen:
Exxon 4,5% , Shell 6,0%, oder BP 5,7%.etc
Die ökonomische Logik: Investitionen in Klimaschädigung ist lukrativ! In der Öffentlichkeit lässt man natürlich „grüne“ Beteuerungen verlauten. So steigerten sogar Großinvestoren ihre Anteile in Ölmultis in den letzten Jahren, während Anlagen in Erneuerbare sogar in Relation dazu rückläufig sind. Kein Wunder, denn die Gewinne bei Erneuerbaren bleiben spärlich und abhängig von Subventionen. Da dürfte das Hauptmotiv wohl eher ein geschicktes Green-Washing sein, um in der öffentlichen Wahrnehmung halbwegs gut wegzukommen und die Attacken der Umweltaktivisten ins Leere laufen zu lassen.
Die Entwicklung des E-Autos wird auch kaum vorankommen. Im Grunde auch kein Verlust, denn seine Gesamtenergiebilanz von der Herstellung über Lauf- und Einsatzzeit und Entsorgung (Akkus!) ist schlechter als der jetzige Standard bei den Verbrennern. Selbst eine deutliche Zunahme von Erneuerbaren im Strommix ändert daran nichts Wesentliches. Der Diesel ist in der Mittelklasse im Moment beim CO2 am Besten.
Im Lichte dieses globalen ökonomischen Kontextes werden der deutschen Gesellschaft im Hinblick auf die Energiewende mit überhastetem Ausstieg aus Kernkraft und Kohle noch die Augen aufgehen, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht. Ohne Arbeit und mit leerem Magen, womöglich noch in einer kalten und dunklen Bude nach einem landesweiten Blackout sitzend, wird den Leuten schnell die Freude am Klimaschutz vergehen, siehe auch weiter unten der NZZ Artikel.
Die Energiewende wird also weniger an technischen Problemen (auch hier noch große Herausforderungen) scheitern, sondern vor allem an knallharten ökonomischen und finanziellen Interessen. Erneuerbare generieren zu kleine Margen, um Investoren im großen Stile auf den Plan zu locken, denn niemand investiert ernsthaft und nachhaltig in Technologien, die auf staatliche Subventionen angewiesen sind, die wiederum durch Regierungswechsel langfristig fraglich sind.
Außerdem habe ich neulich gelesen, dass auch die Umweltbilanz der chinesischen Solarmodule für PV-Anlagen auch ziemlich ernüchternd sein soll. Und mittlerweile werden ja fast alle Module dort produziert, denn die Chinesen haben z.B. auch die deutschen Hersteller vom Markt gefegt.
Die psychologischen und soziologischen Gründe:
Hervorragend erklärt und prägnant auf den Punkt gebracht von Manfred Milinski und Harlad Welzer:
www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=73605
www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=73674
Quintessenz:
Menschen handeln nicht oder nur kaum auf der Grundlage von Wissen, sondern auf der von Beziehungen.
Menschen bearbeiten in Bezug auf Probleme wie Klimaerwärmung nicht das Problem, sondern nur dessen Wahrnehmung.
Das Kernproblem besteht nicht in einem erforderlichen Umdenken (das wäre ja großteils vorhanden und abrufbar), sondern in einer Unfähigkeit zum "Umhandeln", und zwar global gesehen.
Unter der jetzigen ökonomischen Gesellschaftsform des Kapitalismus ist die Ökonomie, das mag einem schmecken oder nicht, der ganz klare und eindeutige Primat über die Ökologie.
Und ich meine ergänzend zu Welzer und Milinski, das Dilemma sitzt noch tiefer und lässt sich nicht mal auf den Kapitalismus und seine Mechanismen reduzieren: Wie Milinski ausführt, ist der Mensch aufgrund seiner genetischen Prägungen im Kollektiv darauf ausgerichtet, alle ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen aufzubrauchen. Nichts und niemand, weder Vernunft noch Einsicht noch schmerzliche Erfahrungen einzelner oder in regional begrenzten Regionen bringen ihn im kollektiven Handeln davon ab.
Beispiel einer einfachen Prüfung dieser Tatsache für jeden, der meinen Post liest:
Fast jeder weiß, dass der Fleischkonsum neben dem schrecklichen Leid für die Tiere in der Massentierhaltung auch für das Klima schädlich ist. Wer von euch, der das weiß, verzichtet auf Fleisch wirklich und nachhaltig?
Nachdenklich sollte auch der Artikel in der NZZ machen:
Wachstum ist besser als sein Ruf. Darauf zu verzichten, dient weder dem Menschen noch der Natur
www.nzz.ch/meinung/wachstum-ist-besser-a...der-natur-ld.1459913
Das Dilemma der Industriestaaten und der 1. Welt bringt der Autor auf den Punkt:
Mit vollem Magen und dem Wissen über ein materiell sorgenfreies Leben lässt sich entspannt über den Reiz der Genügsamkeit philosophieren.
Und der Autor folgert m.E. zudem richtig:
Dass die protestierenden Klimaschützer auch für einen radikalen Sozialabbau zu begeistern wären, darf bezweifelt werden.
Nee, Leute, das wird nichts. Da können ruhig da und dort mal ein paar Gretas und co die Schule schwänzen und sich die Füße in den Bauch stehen und Plakate hochhalten, die Energiemultis und Großinvestoren werden allenfalls darauf mit noch geschickterem Green-Washing reagieren, denn in ihren PR-Büros sitzen schließlich verdammt kluge Köpfe, die ihr Treiben wahrscheinlich sogar noch mit einem guten Gefühl verbinden ("Wir tun doch was!"). Und dann werden auch die Massen sagen: "Die tun doch was, das wird schon allmählich."
Aber das ist Selbstbetrug! Stellt euch auf die Folgen der Klimaerwärmung und der sonstigen gewaltigen Veränderungen des 21. Jhd ein und sorgt so gut es geht für euch und alle vor, die euch wichtig sind, denn abzuwenden sind sie nicht und damit auch nicht die kommenden Verwerfungen und wohl auch Katastrophen.
Es wird verdammt ungemütlich werden, aber auch auf vielen Feldern der Entwicklung spannend.