Dies ist ein Beitrag von Die Weltraumreporter Sternenhimmel im Mai Joseph von Fraunhofer und die dunklen Linien im Sonnenlicht Von Felicitas Mokler
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Bild 1: Joseph von Fraunhofer (1787-1826), Wikipedia, gemeinfrei
Als Joseph Fraunhofer am 6. März 1787 im niederbayerischen Straubing das Licht der Welt erblickte, waren die Aussichten für den kleine Jungen keineswegs rosig. Die Kindersterblichkeit zu jener Zeit war hoch, sechs seiner zehn vor ihm geborenen Geschwister hatten bis dahin nicht überlebt. Doch Joseph schien das Schicksal gewogen und er sollte es schaffen.
Schon als Kind kam er in der Werkstatt seines Vaters mit dem Handwerk der Glasmacherei in Berührung. Allerdings verstarben beide seiner Eltern früh, und bereits im Alter von elf Jahren war er Vollwaise. Ein Vormund veranlasste, dass Joseph Fraunhofer nach München in die Lehre kam, und zwar zu dem Spiegelmacher und Glasschleifermeister Philipp Weichselberger. Fraunhofers Leben nahm erneut eine jähe Wende, als Werkstatt und Wohnhaus von Weichselberger einstürzten, in dem auch der Lehrling wohnte. Doch Fraunhofer hatte Glück im Unglück und überlebte, obwohl er dabei verschüttet wurde. Wie es der Zufall wollte, wurde durch die Rettungsaktion der Techniker und Politiker Joseph von Utzenschneider auf ihn aufmerksam. Er nahm sich seiner an und ermöglichte ihm eine Schulausbildung, doch wichtiger noch: Er erkannte Fraunhofers außergewöhnliches Talent und stellte ihn bald in seinem eigenen optischen Institut an.
Joseph Fraunhofer zeigte nicht nur großes Talent bei der Herstellung von Spiegeln und Linsen, sondern auch Experimentierfreude und Erfindungsreichtum. Die von Fraunhofer hergestellten Linsenfernrohre waren von bester Qualität und bald international bekannt.
Seine Refraktoren standen unter anderem in den Sternwarten von Königsberg, Dorpat, Berlin und München. Das größte Objektiv maß neun Zoll Durchmesser.
Bei Experimenten mit einem Glasprisma zur Brechung von Licht entdeckte er 1814, dass das gebrochene Sonnenlicht nicht kontinuierlich von einer Farbe in die nächste überging, sondern von unzähligen feinen schwarzen Linien unterbrochen war. Einige dieser Linien waren wenige Jahre zuvor bereits dem britischen Chemiker Wollaston aufgefallen. Dieser betrachtete sie jedoch nicht als neues, wichtiges Phänomen, sondern sah in ihnen eine Abgrenzung zwischen den unterschiedlichen Farben im Spektrum und untersuchte sie nicht weiter.
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Bild 2: Joseph von Fraunhofer (Mitte) am Spektroskop. Rechts neben ihm Georg von Reichenbach, links Joseph von Utzschneider. Kupferlichtdurck eines Gemäldes von Rudolf Wimmer. Wikipedia, gemeinfrei
Fraunhofer hingegen studierte die Linien ausgiebig und zeichnete sorgfältig das Spektrum mit über 350 Linien; erwähnt hat er sogar 574. Sie sind heute als Fraunhofer’sche Linien bekannt. Die markantesten von ihnen kennzeichnete er mit den Buchstaben A bis K. Die Linien entstehen, da die Atome in der Photosphäre der Sonne Strahlung bei ganz charakteristischen Wellenlängen absorbieren, wie Gustav Kirchhoff und Robert Bunsen einige Jahrzehnte später erkannten. Beispielsweise stammt die Linie C im roten Bereich des Spektrums bei 656,87 Nanometer von Wasserstoff, die Doppellinie D bei 589 und 589,59 Nanometer von Natrium (orange) und H und K von Kalzium bei 396,85 Nanometer (gelb). Fraunhofers Beobachtungen legten die Grundlage für die Spektralanalyse von Sternen, die daraufhin unter anderem die Astronomen William Huggins in den USA und Jesuit Angelo Secchi am Vatikanobservatorium entwickelten (siehe auch Monatsthema Sternenhimmel September 2018)
Später, 1817, untersuchte Fraunhofer – unabhängig von dem französischen Physiker Augustin Jean Fresnel – das Beugungsphänomen des Lichts und verhalf damit der Wellentheorie des Lichts zum endgültigen Durchbruch.
Mit einem eigens hergestellten Beugungsgitter aus Glas mit 300 parallelen Furchen pro Millimeter konnte erst erstmals die absolute Wellenlängen von Spektrallinien vermessen.
1824 wurde Joseph von Fraunhofer mit dem bayerischen Zivilverdienstorden ausgezeichnet und damit in den Ritterstand erhoben. Bereits im Alter von 39 Jahren starb er 1826 an Tuberkulose.
Hier können Sie die Sternbilder (auch Ihrer eigenen Stadt) beobachten:
Felicitas Mokler, April 2019
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