Vorbemerkung:
Zum Video über den Stern EBLM JO 555-57 Ab von Josef Gassner, ist im YouTube-Forum die Frage gestellt worden: Wie bedroht ist die Erde durch die Explosion eines nahe gelegenen Sternriesen? Im Buch „Sternstunden des Universums“ hat Jörn Müller versucht die von der Explosion des Sternriesen Eta-Carinae ausgehenden Gefahren abzuschätzen.
Angst muss man nicht haben. Aber man kann sich ja mal Gedanken machen, was passiert, wenn es passiert. Die Rede ist von Eta Carinae, von einem der beeindruckendsten Sterne in unserer Galaxis. Zu finden ist dieses „Sternmonster“ am Südhimmel, im Sternbild Schiffskiel, in einer Entfernung von 7.500 Lichtjahren. Eta Carinae gehört zu der sehr seltenen Klasse der so genannten „Leuchtkräftigen Blauen Veränderlichen“ (LBV). Mit einer Masse von 100 bis 120 Sonnenmassen und einer Oberflächentemperatur von etwa 30.000 Grad ist er so leuchtkräftig wie zusammen circa 4 Millionen Sonnen. Im Bereich infraroter Strahlung gehört der Stern, neben unserem Sonnensystem, sogar zu den hellsten am Himmel. 99 Prozent seiner Leuchtkraft entfallen allein auf diesen Wellenlängenbereich. Könnte man Eta Carinae an die Stelle unseres Zentralsterns setzten, so würde er mit einem Durchmesser von rund 1,54 Milliarden Kilometer bis zur Bahn des Planeten Jupiter reichen.
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Eta Carinae (Bildquelle: https://apod.nasa.gov/apod/ap080617.html)
Man vermutet, dass Eta Carinae mit einer Masse von circa 150 Sonnenmassen „geboren“ wurde. Aufgrund eines starken Sternwindes und zahlreicher Massenausbrüche hat er davon mittlerweile etwa 30 Sonnenmassen eingebüßt. Erstmals katalogisiert wurde der Stern im Jahr 1677 von dem englischen Astronomen und Mathematiker Edmond Halley, der auch den nach ihm benannten Halleyschen Kometen als Erster beobachtete. Eta Carinae war damals ein Stern mittlerer Helligkeit, also mit bloßem Auge zu erkennen. In den Jahren bis 1730 nahm seine Helligkeit kontinuierlich zu, sodass er sich schließlich zum hellsten Stern im Sternbild Schiffskiel entwickelte. In den folgenden Jahren verblasste er wieder zu seiner ursprünglichen Helligkeit, um sie bis zum Jahre 1820 allmählich wieder zu steigern. 1827 war er schon wieder 10-mal so hell. Dieses Schauspiel wiederholte sich noch zweimal in der Zeit bis 1837.
Im Jahr 1841 überstürzten sich die Ereignisse. Ein gewaltiger Ausbruch, ähnlich einer Supernova, erschütterte Eta Carinae. An seinen Polen stieß der Stern etwa 10 Sonnenmassen an Materie aus, die mit einer Geschwindigkeit von circa 700 Kilometern pro Sekunde in den Raum hinaus schoss und zwei riesige, pilzförmige Gas- und Staubwolken, den so genannten „Homunkulus-Nebel“, formte. Einer dieser „Pilze“ ist so gerichtet, dass man seinen Kopf gut erkennen kann, der andere weist von uns weg. Trotz Eta Carinaes Entfernung von 7.500 Lichtjahren, machte ihn dieser Ausbruch 1843, neben Sirius, zum zweithellsten Stern am Nachthimmel. Anhand der Masse und der Ausbreitungsgeschwindigkeit der bipolaren Wolken konnten Astronomen auch deren Bewegungsenergie berechnen und damit auf die Gewalt des Ausbruchs schließen. Es zeigte sich, dass Eta Carinae dabei eine Energiemenge freigesetzt hat, wie sie unsere Sonne in 200 Millionen Jahren produziert. Die beiden Wolken, die sich gegenwärtig bereits rund 6,4 Billionen Kilometer in den Raum hinaus erstrecken, dehnen sich noch immer mit einer Geschwindigkeit von etwa 660 Kilometern pro Sekunde aus.
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